Frau Petrik trägt ihre selbst verfasste Predigt in Versform vor, die sie auch am Faschingssonntag in der Herz-Jesu-Kirche gehalten hat.
MASKE(N)
Faschingsgottesdienst 14.02.2021 Herz-Jesu-Kirche Bad Kissingen/
Die ganze Faschinspredigt in Versform
1. Sonntag im Jahreskreis
Lesung: 1 Kor 10,31-11,1 / Evangelium Mk 1, 40-45
Letztes Jahr zur Faschingszeit,
ich sag' es euch, ihr lieben Leut',
zwar von Corona irritiert,
war'n wir hier trotzdem noch maskiert
und konnten in sehr großer Zahl
feiern Messe, Abendmahl.
Was mussten wir seitdem erleben?
Ein Virus ließ die Erde beben,
es hat global sich ausgesät,
die Maske wurd' Realität.
Ein jeder trägt sie Tag für Tag,
auch wenn er sie so gar nicht mag,
um and're und sich selbst zu schützen,
und hofft, sie möge wirklich nützen.
In vieler Firmen Repertoire
war neu dies Modeaccessoire.
Man nähte selbst oder ließ schneidern
die Maske passend zu den Kleidern,
mit Herzchen, Blümchen und Grimasse,
Herr Söder fand es durchaus klasse,
weiß-blau, in Rauten, zünftig bayrisch,
Schauspieler, Sportler war'n recht stylisch.
Inzwischen hat sich das erledigt,
weil unterdessen sich bestätigt,
dass wirklich schützt FFP 2,
die Konkurrenz ist nun vorbei.
Es geht nicht drum, gut auszusehen,
gegen das Virus zu bestehen
ist unser Wunsch und uns're Pflicht,
um Schönheit geht’s nun wirklich nicht!
Mit Maske heißt es: Leben retten,
vermeiden Infektionswegketten.
Das Stückchen Stoff auf Nase/Mund
wird auf dem ganzen Erdenrund
Symbol der größten Pandemie,
das gab's weltweit wohl so noch nie.
Wir sollen nicht zusammenrücken,
Freunde, Verwandte ja nicht drücken.
Die meisten handeln angemessen,
bei einigen nur unterdessen,
bei sogenannten Covidioten,
die Anzahl der Erkrankten, Toten,
geleugnet, ja bestritten wird,
so mancher geistig sich verirrt.
Mir macht da Hoffnung und auch Mut,
fast alle Menschen sind noch gut
und tragen mit Besonnenheit
in dieser nicht ganz leichten Zeit,
die Schritte mit, die vorgegeben,
um so zu retten manches Leben,
sie helfen, Leid zu überwinden
und neue Lösungen zu finden.
Manch einer findet sie auch chic,
die Maske, sie gibt ihm nen Kick
ersetzt das weiße Sonntagshemd,
auch wenn sie etwas ihn beklemmt,
sie hat sogar die Bügelfalte
wie einst die Hose, seine alte.
Das macht den Sonntagsstaat perfekt,
wie früher schaut man aus korrekt.
Tagaus, tagein ist sie präsent,
überall und permanent,
die Maske im Gesicht, am Arm,
im Geschäft macht sie sehr warm,
am Rückspiegel ist sie der Trend,
da baumelt sie als Ornament,
vollführt beim Fahr'n so manchen Tanz,
wie einstmals Kreuz und Rosenkranz.
Eventuell als Friedensgruß verwenden:
Und die Kosmetikindustrie,
sie macht Verluste wie noch nie,
wer bitte will sich denn noch schminken,
wenn wir uns auf Entfernung winken?
Den Mund müssen wir nicht betonen,
können so die Lippen schonen.
Doch sprechen können uns're Augen,
sie immer noch zum Lachen taugen.
Schaut euch jetzt gleich mal lächelnd an,
das wirklich jeder von uns kann,
dem Nachbarn in die Augen blicken,
so kann man Frohsinn/Frieden auch verschicken.
Positiv hat ausgesät
Corona Kreativität.
So mancher lust'ge Videoclip
von Masken war ein toller Tipp,
und manch gelungener Cartoon
gelangte auch zu großem Ruhm.
Ein guter Witz half uns beim Chillen
in uns'rem Lockdown wider Willen.
Doch bracht' der Alltag, ohne Frage,
so manchen wahren Spaß zutage.
Ne Freundin sagt am Telefon:
„Irgendwie ist's komisch schon,
ich ging mit Maske in die Bank,
ford're am Schalter frei und frank
mein Geld mit mulmigem Gefühl,
doch kein Problem machte mein Deal,
die nette Frau da an der Kasse,
gab's mir, das fand ich wirklich klasse,
kein Alarmknopf, kein Geschrei,
es kommt auch keine Polizei.“
Ganz klar muss ich hier mal bekunden,
die Maske wurd' nicht erst erfunden
in diesem Jahr der Pandemie,
man könnt' das meinen – irgendwie.
Doch findet man ihre Spuren,
auf der ganzen Welt, in allen Kulturen.
Mashara, (Mäschura) das arabische Ursprungswort
lebt in der Wimperntusche – Mascara – fort.
Vor mehr als 11 000 Jahren
Masken bedeutsam schon waren.
Bei kulturellen und religiösen Riten
Masken damals den Menschen bieten
die Chance, vor die Götter zu treten
und unerkannt zu ihnen zu beten,
sich hinter der Maske zu verstecken,
um Geister, Dämonen zu schrecken.
Im antiken Griechenland
später dann daraus entstand,
was wir Theatermaske nennen,
aus Oper und Ballett auch kennen.
Mit Maske konnt's besser gelingen,
Freude, Trauer zum Ausdruck zu bringen,
auf uns'rem Plakat hier vorne zu sehen,
die Symbolik ist leicht zu verstehen:
lachende Maske Komödie,
traurige Maske Tragödie.
Der Masken gibt es noch viel mehr,
durch alle Zeiten kreuz und quer.
Die Totenmaske Tutanchamun
gelangte zu besond'rem Ruhm,
Schandmasken mittelalterlich,
bestraften Gauner bitterlich.
Wer an ganz edle Masken denkt,
den Blick gern gen Italien lenkt.
Legendär der Karneval
ist in Venedig allemal,
900 Jahre Tradition,
so lange gibt es ihn dort schon.
Der Sinn für dieses bunte Treiben:
Man wollte unerkannt gern bleiben.
Gewänder tauschten Mann und Frau,
soziale Schranken fielen mit Helau,
Der Adlige blieb anonym,
der Diener schlupft ins Grafskostüm.
Die Masken aus der Stadt der Brücken
uns zu Hause noch entzücken.
Doch auch in modernen Zeiten,
viele Masken uns begleiten,
und zwar im Alltag hier und dort,
im Beruf und auch im Sport.
Die Pflegenden im Krankenhaus
tragen sie tagein, tagaus.
Wie oft wohl all die Kranken
für Sauerstoffmasken danken?
Schutzmasken braucht's beim Schweißen
von Kupfer und auch Eisen,
in Afrika als Kunstobjekt
sie manchen Körper ganz bedeckt,
in Kirchen, Kathedralen
im Schlussstein sie erstrahlen,
beim Fechten und beim Eishockey,
Verletzungen verhindern sie,
und mancher Einbrecher und Dieb
mit Maske unerkannt oft blieb,
Crememaske in der Drogerie
verspricht: die macht viel jünger Sie!
Wer momentan von Masken spricht,
denkt an Gurken eher nicht.
Wir im Fasching uns maskieren,
unerkannt gern kokettieren,
die Larve ist geheimnisvoll,
wir finden uns darin ganz toll,
Masken faszinieren,
weil Menschen danach gieren,
dahinter zu verstecken,
was sie so gern verdecken.
Vor Viren kann die Maske schützen
und auch bei spitzer Zunge nützen,
„geistlicher Mundschutz“ sozusagen,
auch nicht verkehrt in diesen Tagen.
Das Virus von schlechten Worten,
wir erleben es allerorten,
verbreitet sich rasend schnell,
das sehen wir aktuell.
In Social Media Kanälen,
wir können ganz fest darauf zählen,
wird geklickt, geliked und geteilt,
die größte Zahl von Klicks angepeilt,
wir schreiben, das geht jetzt viral,
ja sind wir denn im Kopf noch normal?
Ein Wort, das bei Krankheit fatal
im Internet ist wohl genial.
Coronamaske ist beschwerlich,
ohne Frage, aber ehrlich,
sollten wir nicht überdenken
und uns'ren Blick mal darauf lenken,
wie viele Masken uns bekleiden,
in ganz normalen Alltagszeiten?
Die mit dem heiteren Gesicht,
die meiner Stimmung nicht entspricht,
manch' Maske außen Sanftmut ziert,
darunter schon die Wut regiert,
die mit dem weinenden Gesicht
zeigt meine Schadenfreude nicht,
man trägt die Maske Ehrlichkeit,
darunter nur Verlogenheit.
Maskensaison das ganze Jahr,
enorm ist dabei die Gefahr,
wenn uns die Maske wird zueigen,
und wir gar kein Gesicht mehr zeigen,
verlier'n wir die Identität,
zum Abnehmen ist's dann zu spät,
die Maske wird zum wahren Ich
und mein Gesicht verflüchtigt sich.
Wir denken, Masken sind ein Segen
und meinen, wenn wir sie ablegen,
verlieren wir unser Gesicht,
welch Paradox, das gibt’s doch nicht.
Der and're könnte ja bemerken,
ich hab' gar nicht so viele Stärken,
ich bin gar nicht so cool und klasse,
wie ich ihn gerne glauben lasse.
Doch tu ich and're nur belügen,
oder mich auch selbst betrügen?
Wenn ich die Maske überlege,
den Wunsch in mir ich vielleicht hege,
mich vor mir selbst gut zu verstecken,
um meine Schwächen zu verdecken?
Du hast ne Maske im Gesicht,
wie schön, die andern sehn dich nicht.
So bleibt sie aufrecht, die Fassade,
und ewig ist die Maskerade.
Wie oft fällt auf in diesen Zeiten,
wenngleich wir sorgsam uns bekleiden,
hinter Mund- und Nasenschutz,
herunterfällt oft falscher Putz.
Es ist schon Tragikomik,
entbehrt auch jeder Logik,
seit wir Coronamaske tragen,
viele Leute es nun wagen,
die Maske drunter fall'n zu lassen,
das ist doch wirklich kaum zu fassen.
Obwohl die Maske wird zur Pflicht,
sie zeigen nun wahres Gesicht.
Auch wenn uns dieses nicht gefällt,
Gott hat geliebt uns in die Welt
mit allen Fehlern, Schwächen,
so mancherlei Gebrechen,
und es wär' schön, wenn Mann, Frau, Kind,
sich zeigen könnten wie sie sind.
Bei Samuel kann man schon lesen, (1.Buch Samuel)
dass es ist immer so gewesen:
Der Mensch sieht, was er hat vor Augen,
wir dürfen jedoch gerne glauben,
Gott sieht in unser Herz hinein,
er unterscheidet Schein und Sein,
ent-larvt die Masken jederzeit,
in Liebe und Barmherzigkeit.
Robert Gernhardt formuliert
und es so poetisiert:
„Wir haben alle Masken auf,
maskiert geh'n wir durchs Leben,
zu wissen, was dahinter steckt,
ist einzig Gott gegeben.“
Drum schickt er seinen Sohn auf Erden
zu lindern mancherlei Beschwerden.
Und Jesus sieht die Menschen ringen
im Leben mit so vielen Dingen,
er sieht ihre Zerbrochenheit,
das äuß're und das inn're Leid.
Mangel an Liebe, Akzeptanz
und nicht vorhand'ne Toleranz
hat sie in Not und Sünd' getrieben,
und er? – er tut sie trotzdem lieben.
Sie können zeigen ihre Wunden,
von Blindheit, Aussatz sehr geschunden,
kommen maskenlos in Scharen
und ohne künstliches Gebaren
treten sie vor Jesus hin
und haben eines nur im Sinn:
Herr, hab mit mir ganz viel Geduld
und nimm von mir hinweg die Schuld
wenn du es willst, so mach mich rein,
dann werde ich dein Diener sein.
Auch ein Zachäus darf erleben,
was Jesus meint mit dem Vergeben.
Schlitzohrig, Zöllner und knallhart,
sehr viele Feinde um sich schart.
Er schämt sich zwar, ist ohne Mut,
kann nicht von sich aus werden gut.
Doch Jesus sieht die Maskerade
und schaut auch hinter die Fassade,
zuallererst er ihm drum zeigt,
was immer du hast auch vergeigt,
du bist ein Mensch, wertvoll, mit Würde,
trotz aller deiner Sünden Bürde,
setz ich mich an den Tisch mit dir,
in deinem Hause, jetzt und hier.
Dies zeigt mir alles sonnenklar,
und ich find' es wunderbar,
Gott weiß um mich, so wie ich bin,
auch ich bin für ihn ein Gewinn
mit allen meinen Fehlern,
die meinen Wert nicht schmählern.
Meister-haft hat er alles erdacht,
mich sogar nach seinem Abbild gemacht,
so steht's in der Bibel geschrieben,
wie sehr muss dieser Gott mich lieben!
Das ist wie ein Befreiungsschlag
an Tagen, wo ich mich nicht mag.
Als Ebenbild Gottes hab' indes ich die Pflicht,
dass mein Verhalten ihm entspricht.
Ich soll so reden, handeln, leben
wie es von ihm ist vorgegeben.
Versuchen werd ich's, mit Respekt,
schaffen werd ich's nie perfekt.
Im Theaterspielen sehr versiert,
so viele Masken antrainiert,
ab jetzt will ungeschminkt mich zeigen
mit allem, was mir ist zueigen
und auf viel Verständnis hoffen,
dass mein Umfeld ist ganz offen,
mich so zu nehmen, wie ich bin,
das gäb' dem Leben richtig Sinn.
Ich selbst hätt' gern den freien Blick
und das nötige Geschick,
den andern sehr besonnen
und unvoreingenommen,
die Möglichkeit zu geben,
auch ohne Maske gut zu leben.
Lasst es uns einfach mal probieren,
wir haben doch nichts zu verlieren,
ohne Masken frei zu leben,
es wird ganz viele Menschen geben,
die uns trotzdem akzeptieren
und nicht werden abservieren.
Lasst uns ein solches Dasein wagen,
um es mit Goethes Faust zu sagen:
„Zufrieden jauchzet groß und klein;
Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!“
Dabei darf ich auf Gott vertrauen,
auf den ich jederzeit kann bauen,
er kennt mich besser als ich mich,
Matthäus dies einst so verglich: (nach Mt 10,30)
Gott hat euch alle auserwählt
und selbst die Haare sind gezählt
auf eurem Kopfe allesamt,
ganz egal, woher ihr stammt.
Und in Psalm hundertneununddreißig, (nach Psalm 139)
der Beter uns versichert fleißig:
Herr, bist vertraut mit meinen Wegen,
ich kann mich setzen oder legen,
du durchschaust meine Gedanken,
zwischen uns gibt’s keine Schranken,
bevor noch geb ich etwas kund,
kennst du das Wort in meinem Mund.
Dietrich Bonhoeffer sagt es so,
die Worte machen frei und froh:
„Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, O Gott!“
Bei aller Coronanarretei,
schön, wenn wir wieder maskenfrei
eines Tages leben könnten
und es uns auch wirklich gönnten,
die Maske da nur zu verwenden,
wo sie Sicherheit kann spenden!
Zu handeln nach dem, was Paulus uns lehrt,
was wir von ihm in der Lesung gehört:
'Ich suche nicht den Nutzen, meinen,
den Nutzen aller, auch den deinen.'
Tragen wir ruhig Larven im Karneval,
und gern auch bei jedem Maskenball,
doch entsorgen wir alle Sorten
von Maske allerorten,
die nur künstlich aufgesetzt
und Menschen unnötig verletzt.
Die seien gern komplett tabu,
dann bin ich ich und du bist du.
AMEN.
Im Januar 2021
Eva Maria Petrik
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Bilder des Gottesdienstes