Hausgottesdienst: So, der 201.06.2025, 7. Sonntag der Osterzeit
Wort zum Sonntag,
01.06.2025
Alles außer gewöhnlich ...
Noch eine Woche, dann sind die fünfzig Tage der Osterzeit wieder vorbei. Sie münden in das Pfingstfest, dessen Name sich vom griechischen Wort „pentekoste“, übersetzt „fünfzigster“, ableitet.
Für viele Menschen ist die Osterzeit ja schon längst beendet. Meistens war das schon am Ostermontag. Nach den Feiertagen sind alle Hasen und Dekoeier aus den Wohnungen und Gärten wieder in den Kartons im Keller oder auf dem Dachboden verschwunden. So wie gewohnt.
Die diesjährige Osterzeit war für mich aber anders als gewohnt. Mit der kirchlichen Brille gesehen im wahrsten Sinne außer gewöhnlich. Am Ostermontag, 21. April, starb Papst Franziskus. Eigentlich schien er auf dem Weg der Besserung zu sein. Sichtlich geschwächt hatte er noch am Vortag auf dem Petersplatz der Stadt und der Welt den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet. Es folgten die Beisetzung und das Konklave. Und siebzehn Tage nach dem Tod von Papst Franziskus wurde Papst Leo XIV. am 8. Mai als 267. Papst gewählt. Gefühlt ging das alles sehr schnell. Mitten in der Osterzeit erfolgte der Wechsel an der Spitze der römisch-katholischen Kirche.
Mit der Brille des deutschen Staatsbürgers war die Zeit ab dem Ostersonntag für mich aber auch anders als gewohnt, denn am 6. Mai wurde ein neuer Bundeskanzler gewählt. Erst auf den zweiten Anlauf, also wirklich ganz anders als gewohnt, ging die neue Regierung an den Start. Unter diesen beiden Gesichtspunkten war diese Osterzeit 2025 also alles, außer gewöhnlich. Aber ich weiß natürlich auch, dass ich mich bald an den neuen Papst, an den neuen Bundeskanzler und die neue Regierung gewöhnen werde.
So bleibt am Ende dieser Osterzeit die Frage, an was ich mich in meinem Leben schon gewöhnt habe und was außergewöhnlich ist. Was soll für mich so bleiben und was soll sich ändern?
Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard sieht das so: „Der wahre ungewöhnliche Mensch ist der wahre gewöhnliche Mensch. Je mehr von dem Allgemein-Menschlichen das Individuum in seinem Leben realisiert, desto mehr entfernt es sich von dem Gewöhnlichen.“
In meinem Beruf als Seelsorger nehme ich im gewöhnlichen Alltag von Menschen viel Außergewöhnliches wahr. Die jahrelange Pflege eines Angehörigen, die Geduld mit dem schwer kranken Ehepartner, der Verzicht auf einklagbare Rechte, das Verzeihen von Fehlern und noch vieles mehr. Und dabei merke ich wirklich, dass es um uns herum wieder ein wenig menschlicher geworden ist. Daran könnte man sich gewöhnen …
Pastoralreferent Dirk Rudolph
Pastoraler Raum Bad Kissingen