Wort zum Sonntag - 30.03.2025 - Gerd Greier, Pfarrer
Wort zum Sonntag,
30.03.2025
„Ende gut - alles gut!“
Liebe Leserinnen und Leser,
ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich ein Buch lese oder einen Film schaue, dann hoffe ich auf ein gutes Ende: dass der Täter geschnappt oder nach einem Drama doch noch alles gut wird. Aber ein offenes Ende und dann noch ohne Fortsetzung oder Auflösung, das geht für mich gar nicht.
Jetzt am Vierten Fastensonntag hören wir in den katholischen Gottesdiensten das Gleichnis Jesu vom „Barmherzigen Vater“ (aus dem Lukasevangelium 13, 11-32). Eines der wohl bekanntesten, schönsten und herausforderndsten Erzählungen von Gott und uns Menschen.
Dieser Vater hat zwei Söhne, die unterschiedlicher nicht sein können. Der jüngere Sohn ist der Draufgänger. Er fordert schon zu Lebzeiten sein Erbe ein, haut von daheim ab, lebt in Saus und Braus und landet schließlich in der Gosse. Sein letzter Strohhalm ist der Vater. Und der nimmt ihn freudig wieder auf, ohne ein böses Wort, und lässt sogar sofort ein Fest für seinen verlorenen Sohn feiern.
Der ältere Sohn ist pflichtbewusst, brav zuhause, arbeitet vom frühen Morgen bis zur Nacht. Als er von der Arbeit heimkommt und mitbekommt, dass ein Fest gefeiert wird, und dann auch noch wegen seines jüngeren Bruders, versteht er Gott und die Welt nicht mehr.
Voller Enttäuschung, Zorn, wütend auf seinen Vater, seinen Bruder, auch vielleicht über sich selbst bleibt er trotzig draußen. „Der hier … dein Sohn“ sagt alles. Sein Vater redet ihm gut zu, über seine Freude, dass sein jüngerer Sohn noch am Leben ist und wieder da ist. Und er sagt auch seinem älteren Sohn, wie sehr er ihn schätzt, dass sie doch alles gemeinsam haben und er jeder Zeit auch mit seinen Freunden ein Fest hätte feiern können.
Hier hört Jesus mit diesem Gleichnis auf. Da ist ein offenes Ende, das ich ja „so sehr mag“!
Wenn ich mich in den älteren Sohn hineinversetze, dann kann ich ihn gut verstehen. Wenn ich mich in den Vater hineindenke, ihn aber auch. Und wenn ich an den jüngeren Sohn denke, dann kann ich ihn irgendwie auch verstehen und freue mich, dass für ihn alles gut ausgegangen ist.
Wenn ich mir ein Ende für diese Erzählung wünschen könnte?
Dann würde der ältere Bruder nicht in seiner Wut, seinem Groll und seiner Enttäuschung steckenbleiben. Dann würde er es schaffen, über seinen Schatten zu springen.
Dann würde er staunen über die große Liebe seines Vaters, zu seinen beiden Kindern.
Dann würde er sich bewusst machen, dass er auch alle Freiheit hat.
Dann würde er für sich klären, ob sein Verantwortungsbewusstsein, seine treue Pflichterfüllung und Mitarbeit nicht doch für ihn so passt und genau das ist, was ihn ausmacht und erfüllt.
Dann würde er mit hineingehen und mitfeiern.
Dann würde er statt „der hier“ zu seinem Bruder sagen: „du da!“
Dann würde er sich mitfreuen, dass sein Bruder lebt und wiedergefunden ist.
Und dann würde er sich vielleicht einmal selbst etwas gönnen, Pausen machen, den Feierabend genießen und ein Fest mit seinen Freunden feiern, denn „wer nicht genießen kann, wird ungenießbar.“
Ja, so ein Ende dieser Erzählung wäre echt schön. Und wie habe ich mal gelesen?
„Ende gut, alles gut. Und ist es noch nicht gut, dann ist es noch nicht das Ende!“
Pfarrer Gerd Greier,
Moderator Pastoraler Raum Bad Kissingen