Erstmals in Bad Kissingen und bewusst in der österlichen Bußzeit wird die Versöhnung, ein zentraler Begriff in der Bibel, in der Pfarreiengemeinschaft Herz-Jesu, Quelle des Lebens mit einem inneren Kirchenweg thematisiert. Den sieben Gleichnissen Jesu hat der Initiator des geistlichen Weges, Diakon Christoph Glaser, eine achte Station hinzugefügt. An dieser „Versöhnungsstation“ steht eine Tafel, die einlädt, eigene Gedanken aufzuschreiben. Aber noch aus einem anderen Grund macht gerade dieser letzte Halt den Rundgang durch die stille Kirche zu einem starken Erlebnis.
Das Himmelreich gleicht einem Samenkorn...
Auf den einzelnen Stationen sind aus den Gleichnissen in der der Bibel, Impulse für das eigene Leben abgeleitet. „Trauen Sie sich, in Ihr Innerstes zu sehen“, fordert die Station „Pharisäer und Zöllner“ auf. Sich Gedanken zum eigenen Leben zu machen, ist die mahnende Aufforderung, wenn der Besucher dann ein paar Schritte zum nächsten Halt geht, der „Von der Liebe des Vaters“ handelt. Das Samenkorn aus dem Gleichnis wird zum Tütchen mit Kressesamen, der mitgenommen und ausgesät werden kann. Beeindruckend zeitnah ist die Station „Der barmherzige Samariter“ aus dem Lukas Evangelium gestaltet: Ein Apell zu tätiger Nächstenliebe. Wie ist Ihre Einstellung zum Samariter, wird da gefragt? Wie gehst Du mit dem Fremden, dem Samariter um? An welcher Not gehst Du vorüber? Was ist Dir wichtiger als Deine Mitmenschen? Da wird die Kirche auch politisch. Notwendig in einer Welt, in der Zäune, statt Brücken gebaut werden und Versöhnung ganz weit weg zu sein scheint.
Schuld und Versöhnung
Die Botschaften auf den Stationen machen durchaus nachdenklich, fragen nach Schuld, bieten aber auch Trost, Hilfe und mögliche Lösungen an. Deshalb liegt an dieser letzten, der „Versöhnungsstation“ auch ein Stapel mit schlichten Zetteln bereit. „Schuldschein“ ist darauf gedruckt. Alles, was bedrückt, Sehnsucht, Ängste, belastende Erfahrungen, einengende Muster, Schuldgefühle und noch viel mehr kann darauf festgehalten werden. Die Impulse aus den Gleichnissen fordern aber auch zum Mitmachen auf und an dieser letzten Station soll der Schuldschein zwar geschrieben, aber auch vernichtet werden können. „Verbrennen wäre die symbolische Geste“, gibt Glaser zu. Weil das aber nicht geht, kommt der Papier Schredder, der an der Station steht, ins Spiel. Deutlich hörbar zerkleinert er bis zur Unkenntlichkeit, was ihm anvertraut worden ist. „Sich hinterfragen, ist ein Element des Bußsakraments“ meint der Glaubensmann. Weil sich viele Gläubige damit schwer tun, Beichten stark zurückgehen und selbst Bußgottesdienste nicht mehr so angenommen werden – die Christen in der Schweiz verwenden schon seit Jahren den Begriff Versöhnung, statt Buße oder Beichte – ist jetzt, in der Vorbereitung auf Ostern, auf dem Versöhnungsweg in der Kirche zu jeder Zeit Gelegenheit gegeben, „mit Gott ins Reine zu kommen“. „Menschen suchen Halt, da hat die Kirche was anzubieten“, ist auch Patrizia Steuer überzeugt, die den Weg mitgestaltet hat.
Gott nimmt Dich an
Glaubensanregungen für den Betrachter sind angedeutet, dezent und teils sogar humorvoll. Drohende Zeigefinger, Schrecknisse und Verdammnis sind kein Thema. Stattdessen Gedanken, Gebete, Psalmen. „Verloren und wiedergefunden“ als Mutmacher. „Den Weg mit Gott gehen und versöhnt leben“, ein Lebensmotto von Diakon Christoph Glaser, zieht sich wie ein roter Faden durch die meditative Runde um das Kirchenschiff.