»Auf ein Wort« - von Christoph Glaser, Diakon
Liebe Leserinnen und Leser
Deutschland, ja ganz Europa ist wieder im Fußballfieber.
Vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 findet die Fußball-Europameisterschaft der Männer statt und das noch im eigenen Land! Dies ist für unzählige Fußball-Fans immer etwas ganz Besonderes.
Auch wenn uns unsere Fußball-Nationalmannschaft in den letzten Jahren nicht gerade mit Erfolg verwöhnt hat, hoffen und fiebern zahlreiche Deutsche auf ein erneutes Sommermärchen in Deutschland (wie im WM-Jahr 2006). Und auch ich werde mich wieder von dem Virus anstecken lassen und meine schwarz-rot-goldenen Armbänder und Fähnchen hervorholen. Man kann sich dem auch kaum entziehen.
Fußball bedeutet für viele Menschen Leidenschaft pur, Emotion pur, Leben pur – mit all dem, was Leben ansonsten auch ausmacht: von der enttäuschenden und bitteren Niederlage bis zum euphorisch gefeierten Sieg ist hier alles an Gefühlen vertreten, was das menschliche Zusammenleben zu bieten hat. Was da entsteht, ist schon ein ganz eigenartiges, tiefes Gemeinschaftsgefühl. Man ist Teil eines großen Ganzen.
Die unterschiedlichsten Menschen fiebern gemeinsam in den Stadien, vor dem heimischen Fernsehern, großen Leinwänden, auf den Fan-Meilen, freuen sich, leiden miteinander. Das verbindet unseren Glauben mit dem Fußball: beide verbinden Menschen, weltweit über alle Grenzen hinweg.
Glaube ist freilich mehr als ein Spiel für 90 Minuten. Glaube ist Leben. Unser Leben mit Jesus im Glauben an Gott. Nicht wenige Fußballer sind auch Christen.
Ich finde es schon beeindruckend, wenn Fußballer dazu stehen, dass auch Gott in ihrem Spiel ist.
In einem Interview wurde der ehemalige Fußballnationalspieler Arne Friedrich gefragt: Was ist Ihnen wichtiger:
Der Fußball oder der Glaube?
„Das ist eine ziemlich harte Frage, aber ich lege mich da gerne fest: Ich habe durch den Glauben einen Anker im Leben, der mir Ruhe gibt, vor allem in schwierigen Situationen.
Dafür bin ich sehr dankbar. […] wenn ich auf das Spielfeld marschiere, danke ich Gott für die Gelegenheit, dass ich Fußballspielen kann. Das ist ja auch nicht selbstverständlich.
Ich bete dafür, mein Bestmögliches geben und Spaß haben zu können.
Und dafür, dass alle Spieler gesund wieder vom Feld kommen.
Für drei Punkte bete ich nicht. […]
Ich möchte lieber ohne Fußball leben als ohne meinen Glauben.
Das könnte kein Seelsorger besser auf den Punkt bringen. Und aus dem Mund eines Fußballers kommt das noch viel besser an. Jesus ist mein Leben. Gott will, dass wir am Ende gewinnen. Nicht nur ein Spiel im Fußball, sondern das ewige Leben. So geht es auch mit uns in der Gemeinde. Kein Christ lebt allein, fasziniert von Christus, nur seinem eigenen und nur sich selbst zugewandten Glauben, sondern Christus bindet uns zusammen.
Die Begeisterung macht den Unterschied. Im Fußball und im Glauben. Beim Fußball sieht man die Verbindung durch die gemeinsamen Farben, durch die gemeinsamen Trikots und Fan-Gesänge. Wir Christen und Christinnen sind verbunden durch die Taufe. Das Taufkleid ist sozusagen unser Trikot und zeigt, dass wir nicht bloß Zuschauer sind, sondern zur Mannschaft Jesu gehören. Aber anders als der Fußball, bei dem wir, bei aller Begeisterung, bei aller Anteilnahme, am Ende immer nur Zuschauer bleiben, macht uns Christus, den wir in den Evangelien und im Gottesdienst begegnen, zu Mitspielern, zu Beteiligten.
Hier geht es um viel mehr als um eine tolle Stimmung, die nach ein paar Tagen wieder vorbei ist.
Ich bin aufgestellt und gehöre dazu. Ich darf mitspielen, sogar im Endspiel, wenn es um alles geht. Ich darf spielen und mich von Gott lieben lassen. Für ihn bin ich auch mit 40, 60 oder 90 Jahren noch kein Auswechselspieler, sondern erste Wahl.
Zum Schluss, damit ich mit dem Vorwort nicht in die Verlängerung gehe, ein Satz des früheren Bayern-Profis David Alaba (jetzt Spieler bei Real Madrid), der mir am besten gefällt: „Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball.“
Beides macht keinen Sinn. Darum spielen wir auch Fußball mit dem Ball und leben mit Gott. Passt ja auch ganz gut zusammen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Fußballfans eine fröhliche und friedliche Fußball-Europameisterschaft. Und den anderen wünsche ich, dass sie mit Verständnis, Gelassenheit und Humor, die Fußballanhänger in dieser Zeit begleiten oder auch in Ruhe lassen können.
Ihr
Christoph Glaser, Diakon